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 Communities Vanmechelen: „Ich sehe zwischen meiner Vision und der von Cera viele Parallelen. Wir müssen uns viel mehr auf Commu- nities ausrichten, auf kleinere Gruppen, in denen wir kleine Projekte entwickeln können. Wenn sie gut sind, kann man sie ausweiten. Wenn eine Idee schlecht ist, verschwindet sie einfach. Sobald global etwas umgesetzt wird, das schlecht ist, bekommt man es gesellschaftlich nicht mehr weg. Allzu oft beruht die Pro- duktivität in unserer globalen Wirtschaft auf „Inzucht“ (also man- gelnder Kreuzung). Mit allen nachteiligen Folgen, die das mit sich bringt. Nach 20 Jahren Arbeit mit Kreuzungen habe ich ein nachhaltigeres Huhn entwickelt, das auch den Ärmsten dienlich sein kann. Mit dem Projekt Planetary Community Chicken (PCC) haben wir in Afrika bereits mehrere Projekte ins Leben gerufen. Wir sehen, dass das PCC, eine Kreuzung zwischen einem loka- len kommerziellen Huhn und meinen Cosmopolitan Chickens, in den ländlichen Gemeinschaften sehr gut ankommt. Denn eines der Probleme der Hühnerindustrie besteht darin, dass die Tiere sterben, weil sie sich weniger gut an die verschiedenen Umgebungen anpassen können. Meine Hühnerprojekte sind stets eine Zusammenarbeit mit Communities. In meiner Arbeit dreht sich alles um drei Hauptkomponenten: die Entwicklung des Kunstwerks an sich, den Bauernhof – denn ohne Bauernhof gibt es mein Kunstwerk nicht – und die Umsetzung in den Com- munities. Es ist ein Konzept, das sozialwirtschaftlich inspirieren kann. Das ist auch der Grund, warum ich LABIOMISTA in Genk gebaut habe.“ Kreuzbestäubung Im Juni besuchte Ousmane Thiongane, Generaldirektor einer von der BRS unterstützten Spar- und Kreditorganisation im Senegal, das LABIOMISTA-Projekt und sprach mit dem Künstler Koen Vanmechelen. Thionganes Vision lautet: „Wir müssen mehr in Agrarkredite investieren, damit wir als Land mehr Verantwortung für unsere eigene Nahrungsmittelproduktion übernehmen.“ Heute fließt ein Viertel der Kredite in die Land- wirtschaft; sein Ziel besteht darin, 50 Prozent zu erreichen. Es war eine sinnvolle gegenseitige Befruchtung, es gab Verständ- Koen Vanmechelen besucht die Räum- lichkeiten mit Ousmane Thiongane. nis füreinander. „Durch kleine Genossenschaften kann man kleinere landwirtschaftliche Betriebe gründen, Frauen empo- wern und der Gemeinschaft etwas geben. Vielleicht wird es eine Zusammenarbeit mit Ousmane geben, wer weiß ...“ Tief verwurzelt, weit verzweigt Auch Kurt Moors, Gesamtkoordinator von BRS, besuchte LABIOMISTA in diesem Frühjahr. Er sah eine große Affinität zu dem Genossenschaftsmodell, für das Cera steht. Moors: „Was unseren genossenschaftlichen Hintergrund betrifft, so gibt es starke Parallelen. Das Grundprinzip der Genossenschaft ist die langfristige Perspektive: ‚Die Genossen- schaft leihen Sie von Ihren Kindern‘. Nicht umsonst lautet ein Slogan von Cera ‚tief verwurzelt, weit verzweigt‘ und bezieht sich auf vergangene und künftige Generationen. Die Idee, dass wir als Organisation das Ergebnis vieler Generationen sind und das an die nächsten Generationen weitergeben, erkenne ich auch in Koen Vanmechelens Vision. Und aufgrund meiner Arbeit im globalen Süden war ich erfreut, auch bei Koen die Überzeugung festzustellen, dass Vielfalt die Menschen und die Gesellschaft stärkt.“ Kurt Moors, Generalkoordinator von BRS, und Ousmane Thiongane besuchen LABIOMISTA.  Herbst 2022 – CeraScoop 25 


































































































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